Idee

„Ich hörte einmal,
dass jedes Buch der Schrift seine eigene Botschaft zu künden hat,
das Buch der Psalmen aber wie ein Paradies ist,
das die Früchte aller übrigen Bücher in sich trägt,
zu Liedern formt und mit Eigenem verwoben zum Saitenspiel erklingen lässt.“
Athanasius von Alexandria (298-373 n.Chr.)

Lebens.Raum Psalmen – Eine Ausstellung
Die Psalmen der Bibel sind eine kulturhistorische Sensation. Seit über zweieinhalbtausend Jahren sind sie in lebendigem Gebrauch und erweisen täglich ihr kreatives Potential. Für Sprecher aus vielfältigen Kulturen sind sie Ausdruckshilfe, Meditationsformel und Gebetsformular, für einzelne, für Gruppen und Gemeinschaften. Ungebrochen ist ihre Kraft, Trost zu suchen, Vertrauen auszusprechen, Empörung vorzubringen und um Rettung zu flehen. Alle Künste werden von den Gebeten der Psalmisten zu neuen Gestaltungen angeregt. Auch Menschen ohne Gebetspraxis finden in den uralten Texten der Psalmisten eine Sprechmöglichkeit, bewegende Erlebnisse und Gefühle ins Wort zu bringen, von höchstem Jubel bis zum tiefstem Schmerz. Verfolgte retten sich in die Zuversicht auf einen sicheren Ort, Niedergeschlagene richten sich auf und die Schönheit des Lebens und Gottes kann besungen werden.

Die Ausstellung Lebens.Raum Psalmen setzt daher wesentlich auf die ästhetische Kraft der Psalmen, auf den Reichtum ihrer Bilder und auf die zeiten- und kulturenüberbrückende Kunst des Ausdrucks menschlicher Existenz in ihrer Größe wie in ihrer Not, in der alles zur Sprache kommen kann, was Menschen bewegt.

Die Tafeln der 5 Räume laden die Betrachtenden ein, zu meditieren: Die künstlerischen Bilder und Photographien, die Worte der Psalmen und poetischer Nachfolgender, aber auch das eigene Leben im erhellenden Spiegel dieser Sprach- und Kunstbilder.

Die Didaktisierung wurde auf ein Minimum beschränkt, sie geschieht wesentlich durch die Auswahl und die Art der Präsentation sowie durch äußerst sparsame Lesehinweise. Die Betenden sollen zu Wort kommen, die Dichter und Sänger; die Ausstellung will ihnen nicht ins Wort fallen. Betrachtende sollen mit den Psalmen ins Gespräch kommen können, nicht mit den Gedanken der Ausstellung-Macher. In den Psalmen kann alles zur Sprache kommen, das ganze Leben kann Ausdruck finden, und die Psalmisten tragen das, was sie bewegt, vor Gott, den sie suchen, den sie preisen, den sie anrufen und aufrufen.
Psalmen sind so gesehen Gedichte mit höherem Adressaten, Versuch eines Gesprächs mit einer größeren Macht, Ringen um Antwort auf die eigenen Lebensfragen. Psalmisten erfahren in solchem Sprechen und Handeln häufig eine innere Veränderung und finden Hilfen, ihr Leben zu bestehen. Vielleicht kann die Ausstellung für die Betrachtenden auch eine Anregung oder sogar Verführung sein, ihre Not, ihre Fragen und ihre Freuden zu adressieren und einen ansprechbaren Partner und hilfreichen Begleiter für sich zu finden.

Die Ausstellung ist in fünf Räume gegliedert:

» Recht schaffen: Im Sozial.Raum wird die Klage laut über Unrecht, Gewalt und Ausbeutung – und das Bekenntnis zum gerechten, Recht schaffenden Gott, der den Unterdrückten Heil bringen will.
» Weite und Geborgenheit: Im Welten.Raum bricht sich das Lob der Schöpfung Bahn, die Freude über die Natur und die Ordnung des Kosmos, das Bekenntnis zu Gott als der kreativen Kraft allen Lebens – kontrastiert von Bildern der Zerstörung und der Verlorenheit.
» Im Vertrauen leben: Der Frei.Raum entdeckt und besingt die Erfahrung, behütet zu sein trotz vieler Bedrohungen, geschützt vor Verfolgung, angenommen trotz eigener Schuld.
» Klagen – Fluchen – Antwort finden: Dazu ermächtigt der Dunkel.Raum mit eindrucksvollen Bildern von Edvard Munch und dem Psalm 88. Verlassen, hinfällig und niedergedrückt empfinden sich die Betenden und lassen in ihrer Anrufung an Gott ihrer bitteren, suchenden Klage freien Lauf.
» Singen – Beten – Atem holen: Klang.Raum. Schwer möglich, das Bildes des Innenraums der Abteikirche von Fontenay zu sehen und innerlich keinen Psalmengesang, keine Psalmen-rezitation zu hören. Psalmen sind Lieder, Gesänge oder Sprechtexte, festliche wie alltägliche, ihre kunstvolle Gestalt muss hörbar werden und klingt in Synagogen und in Kirchen, auf Wallfahrten und in privaten – äußeren wie inneren – Räumen immer nach, auch über Jahrtausende.

Alle fünf Psalmen-Räume bilden zusammen den Lebens.Raum Psalmen mit vielfältigen Einladungen zu Betrachtung und Meditation, zu Studium und Auseinandersetzung, zu Gebet und Gesang.

Begleitende Angebote können die Räume weiter öffnen, gestalten und fruchtbar machen: Vorträge und Gesprächsangebote zu einer Fülle von Themen, Konzert und Gebetszeit/ Chorgebet, Lesung und Schreibwerkstatt, biblisches Seminar und Kalligraphieübung, Atemschule und Selbsterfahrung, Gästebuch und Klagemauer …

Auch einzelne der fünf Räume eignen sich für eine Präsentation an bestimmten Orten oder zu bestimmten Gelegenheiten, es läßt sich eine Vielfalt von Bezügen schaffen.

Auf dieser Webseite  können Sie die Ausstellung einsehen. Kontinuierlich werden hier auch Hintergrundinformationen, methodisch-didaktische Hinweise, vertiefende Themen zu den Psalmen eingestellt und ergänzt, die auch aus der Praxis und der Verwendung der Entleihenden entstehen.

Idee und Konzeption der Ausstellung: Georg Falke, Dr. Bernhard Lehnart, Dr. Marianne Bühler, Guido Groß, Johannes Kohl, Dr. Kornelia Siedlaczek, Johannes Stein, Elisabeth Vanderheiden

Layout und Umsetzung: 307 – Agentur für Kreative Kommunikation, Trier

Herausgeberin: Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz und die Bistümer Limburg, Mainz, Speyer, Trier

Johannes Kohl

Ein Gedanke zu „Idee

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